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Floyd Landis fand seine neue Lebensfreude in Leadville, Colorado, zwischen einem Discounter und einem Spirituosenhandel, auf 3094 Metern über Null. In einem weißen, alternden Eckhaus mit tiefen Decken und abblätternden Tapeten hat er Frieden geschlossen mit der Welt. "Es gab dunkle Jahre, aber nun kann ich wieder ruhig schlafen", sagt Landis, 42, "ich mache etwas, von dem ich überzeugt bin."
Landis handelt mit Hanfprodukten. Öle, Cremes, Tinkturen, sie sollen bei der Regeneration helfen, Schmerzen lindern; Colorado legalisierte Cannabis 2014. Zwei Jahre später erwarb Landis eine Händlerlizenz in dem 2700-Seelen-Ort, anderthalb Autostunden südwestlich von Denver. Die Geschäfte liefen gut, mehrere Tausend Packungen verkaufe er jeden Monat, vor allem online.
Rund 15 Jahre lang bestand das Leben von Floyd Landis aus Radfahren, schnellem Radfahren, er gehörte zu den Besten der Welt. Er fuhr für das US Postal Team, die Mannschaft von Lance Armstrong, dem vermeintlichen Übermenschen. Landis zog Armstrong bei drei seiner sieben Tour-de-France-Erfolge die Alpenpässe hoch. Es waren schmutzige Siege: Armstrong, der Krebsüberlebende und Wohltäter, Familienvater und Werbestar, er war ein Dopingbetrüger, einer der Köpfe hinter dem System von Blutpanscherei und Spritzenkultur. Auch Landis dopte.
Die Geschichte von Floyd Landis ist typisch für diese Sportart. Um nach ganz oben zu kommen, geben die Athleten alles: Sie trainieren bis zur Erschöpfung, sie dopen und riskieren damit ihre Gesundheit und ihr Leben, sie belügen und betrügen Bekannte und Verwandte, die ganze Welt. Die Geschichte von Floyd Landis ist gleichzeitig untypisch für den Radsport. Denn nach seiner Enttarnung als Dopingsünder verlor er alles, wurde krank, raffte sich dann aber wieder auf, um einer der schärfsten Kritiker des Sports zu werden.
Nach Jahren des Zauderns packte Landis aus, reichte im Juni 2010 Klage ein gegen Armstrong und die ehemaligen Betreiber des Postal-Teams. Im Falle eines Schuldspruchs hätte er Armstrong wohl in den Ruin getrieben.
An einem kalten Aprilnachmittag in Leadville sind es keine drei Wochen mehr bis zum terminierten Prozessbeginn. Landis' Büro, 1101 Poplar Street, ist ein Provisorium, eigentlich wollte er es längst umgebaut haben zu einem Ladengeschäft, vor der Haustür steht bereits ein Schild mit Firmenlogo von der Größe einer Schreibtischplatte. Noch aber herrscht Chaos in der Zentrale von "Floyd's of Leadville": Nackte Matratzen liegen im Flur, der Feuermelder hängt offen von der Decke, der Sofabezug ist aufgeplatzt.
Landis sitzt an einem Tisch mit durstigen Grünpflanzen, er telefoniert und verschickt Mails mit seinem Handy, es gibt kein Festnetz, keinen Computer; vor ihm, mitten im Raum, steht ein Rennrad auf einer Rolle, ein provisorischer Heimtrainer. "Seit ein paar Jahren fahre ich wieder", sagt Landis und schaut kurz auf, "aber die Geschwindigkeit brauche ich nicht mehr." Unter dem Pullover des einst drahtigen Rennfahrers deutet sich ein Bauch an, an den Schläfen zeigen sich einzelne graue Haare, er trägt Jeans und Dreitagebart.
"Lance ist ein rücksichtsloses Arschloch", sagt Landis über seinen ehemaligen Teamkollegen. Der Prozess als Rachefeldzug? Landis schüttelt den Kopf und erhebt sich vom Tisch. "So simpel ist das nicht."
Er will erzählen, wie er die Dinge sieht, aber bevor er beginnt, bekommt er Durst. Es ist ein Dienstag, kurz vor halb zwei. "Zeit für den ersten Drink, James?", fragt Landis und schaut durch den Raum. James sitzt nahe der Haustür, ein kleiner Mann, der aus einer Märchenverfilmung stammen könnte: In seinem langen weißen, lockigen Bart hängen Essensreste, auf dem Kopf ruht ein Zylinder mit Federschmuck und alter Motorradbrille. "I'm in", sagt er trocken, ich bin dabei.
James, Mitte sechzig, ist der Greeter von Leadville, eine Art ehrenamtlicher Fremdenführer. Jeder kennt ihn hier, seine Anekdoten könnten Bücher füllen. Kurz zuvor, beim Mittagessen in einem Lokal an der Hauptstraße, hatte er berichtet, wie die Hells Angels mal in Leadville eingefallen seien, ein Biker habe ihn gezwungen, vor seinen Augen mit dessen Freundin zu schlafen; Landis prustete bei Rosenkohl und Leitungswasser vor Lachen. Nun verbringt James den Nachmittag im Büro des Hanfunternehmers, auf einem Campingstuhl.
Landis kommt wieder, unter dem Arm einen Karton mit zwölf Dosen Bier. "Cheers, James", sagt er, nimmt einen Schluck und setzt sich auf die nachgebende Ledercouch.
Die Geschichte des Cannabisverkäufers Floyd Landis beginnt in Farmersville, einer Mennoniten-Gemeinde in Pennsylvania, keine tausend Einwohner. Im Hause der gläubigen Eltern gab es kein Fernsehgerät, Gott bestimmte den Alltag. "Meine Eltern sind gute Leute, doch ihr Glauben ist verrückt", sagt Landis. Der junge Floyd strebte nach Freiheit und fand sie auf dem Sattel seines Mountainbikes. "Radfahren wurde zu meiner Droge. Auf dem Rad konnte ich den Kopf freikriegen."
Mit 16 Jahren fuhr er sein erstes Rennen, in langen Hosen, so, wie es das Elternhaus vorschrieb; er gewann. Seiner Erinnerung nach verlor er im Jugendalter keinen einzigen Wettkampf, vorausgesetzt, er war am Start: Sonntags hatte er Fahrverbot, musste stattdessen auf die Kirchenbank. Die Eltern versuchten, den Sohn vom Training abzuhalten, doch der schlich sich nachts aus dem Haus, fuhr allein über verlassene Landstraßen, den Konventionen davon. Er würde sich nicht unterordnen.
1999, mittlerweile Straßenfahrer, unterschrieb er seinen ersten Profivertrag, bei Mercury, einem Rennstall mit schmalem Budget. In seiner ersten Saison belegte er Rang drei bei der Tour de l'Avenir, einer Art Mini-Tour-de-France. Armstrongs Team klopfte bei ihm an. Doch Landis hatte einen gültigen Vertrag, konnte nicht wechseln. Zwei Jahre später zerfiel Mercury. Landis griff zum Telefon, rief bei US Postal an: "Ich bin verfügbar."
Landis war nun Mitglied des erfolgreichsten Radteams seiner Zeit, an der Seite von Armstrong, einem Weltstar, zu dem Zeitpunkt bereits dreimaliger Tour-de-France-Sieger. Dass dessen Erfolge nicht allein das Ergebnis harten Trainings waren, ahnte Landis bereits. "Man erzählte sich Geschichten unter den Fahrern", sagt er, "mir war klar, dass bei Postal gedopt wird."
Im Juni 2002, rund einen Monat vor seiner ersten Tour de France, sollte er aus Frankreich per Helikopter nach Sankt Moritz fliegen. Dort, erzählt Landis, überreichte ihm Armstrong eine Packung Testosteron-Pflaster, 2,5 Milligramm, brustwarzengroß. Fortan klebte sich Landis an zwei von drei Tagen ein Pflaster auf den Bauch. Für die weitere Behandlung war ein Experte zuständig: Michele Ferrari, Sportarzt aus Norditalien, in der Szene später nur als "Dottore Epo" bekannt. "Ferrari war in jedem Trainingslager dabei, bei jedem Rennen", sagt Landis. "Es war verrückt, ja bizarr."
Ferrari habe ihm ein individuelles Dopingprogramm geschrieben: Bluttransfusionen, Wachstumshormon, das Blutmittel Epo und das Testosteron Andriol, das zusammen mit Olivenöl verabreicht wurde. Landis ließ sich darauf ein, so wie wohl alle Postal-Fahrer, die für die Tour de France nominiert wurden. "Wer im Tour-Team dabei sein wollte, musste mitmachen", sagt Landis und öffnet die nächste Bierdose. "Das heißt aber nicht, dass man gezwungen wurde. Ich habe mich frei dafür entschieden."
In einer eidesstattlichen Erklärung für ein Gericht listete Landis später ein Best-of des Postal-Dopings auf. Etwa die Anekdote von der Tour de France 2004, als der Fahrer des Mannschaftsbusses nach einer Etappe eine Panne vortäuschte. Auf einer abgelegenen Bergstraße hätten sich daraufhin sämtliche Fahrer im Bus hingelegt und Bluttransfusionen erhalten. Nach rund einer Stunde waren alle versorgt, der vermeintliche Defekt behoben.
Drei Jahre, bis Ende 2004, war Landis Teil der Verschwörung. Ein Täter. Wie so viele andere. Im Fahrerfeld wusste man voneinander, auch von der deutschen Konkurrenz. "Uns war klar, dass das Team Telekom auch dopte, wir wussten um das Programm in Freiburg", erzählt Landis.
Landis verließ US Postal nicht wegen des Dopings - wegen Armstrong. Was war so schlimm an ihm? Sorry, sagt Landis, er müsse kurz unterbrechen. Sein Handy blinkt auf, Landis liest eine Mail, ruhig, fast regungslos. Dann greift er erneut in den Karton mit den Bierdosen. Draußen hat ein Schneesturm eingesetzt.
Noch mal: Was störte also an Armstrong? Landis zieht die Augenbrauen hoch. "Ich habe den Kerl nicht mehr ertragen", sagt er und streicht sich durch die Haare. "Lance Armstrong denkt nur an sich selbst. Er ist kein Anführer, sondern ein Tyrann." Landis redet schnell, sein hohes Kinn wippt beim Sprechen. "Immer waren die anderen schuld", sagt Landis. Die Teamkollegen seien Armstrong gegenüber unterwürfig gewesen, doch er, der dem starren Mennonitenleben entflohen war, ließ sich das nicht gefallen. Er erinnert sich an einen Vorfall aus seiner Anfangszeit bei Postal: In Spanien regnete es, Landis ließ einen Trainingstag aus, setzte sich in ein Café. Als er bezahlte, standen 13 Cappuccini auf der Rechnung. Am nächsten Tag klingelte sein Handy, Armstrong war dran und tobte. Ob er sich eine Koffeinvergiftung habe holen wollen? "Lance war nicht sauer, weil er sich um mich sorgte, sondern weil ich nicht tat, was er wollte", sagt Landis. "Meine Einstellung war: Ich zerreiße mich im Rennen - aber lass mich abseits davon bloß in Ruhe. Damit kam er nicht klar."
Die Trennung erfolgte im Streit, Landis schloss sich dem Team Phonak an. Für Armstrong ein Loyalitätsbruch. Landis: "Er sagte kein Wort mehr zu mir. Der Typ ist verrückt!" Auch bei Phonak dopte Landis weiter, nun in Eigenregie, aber, so behauptet er, in Kenntnis der Teamleitung.
Ob er damals ein schlechtes Gewissen hatte, den Fans gegenüber, der Familie? "Nein", sagt Landis, "und ich verstehe nicht, wenn sich Leute darüber aufregen. Es war eine Welt mit eigenen Regeln. Bei der Mafia empfindet man es doch auch als ehrenhaft, wenn jemand dem Clan gegenüber loyal ist. Das ist nichts anderes. Ich habe nicht betrogen, sondern mitgespielt. So läuft es im Radsport."
In diesem Spiel wollte Landis noch eines: einen Sieg in Paris. Doch die Zeit lief ihm davon: 2003 hatte er sich im Training das rechte Hüftgelenk gebrochen, wovon er sich nie erholte, das Gelenk verschliss zunehmend. 2006 schaffte er es dennoch: Am 23. Juli fuhr er im Gelben Trikot des Gesamtsiegers über die Champs-Élysées. Jetzt war er der gefeierte Star, der Held, verehrt von Fans aus aller Welt.
Vier Tage später kam die Ernüchterung: ein positiver Dopingtest von der 17. Etappe auf Testosteron. Landis versteht es bis heute nicht: "Ich hatte vor der Probe nichts anders gemacht als vor den anderen Tests bei der Tour." Jeden Abend hatte er Epo genommen, an zwei von drei Tagen Wachstumshormon, etwa eine Woche vor Tour-Ende injizierte er Eigenblut.
Landis wurde für zwei Jahre gesperrt, doch er kämpfte dagegen an. Als ihm schließlich zu Hause in Kalifornien per Anruf mitgeteilt wurde, dass auch der Sportgerichtshof Cas die Sperre bestätigt hatte, nahm Landis die Siegertrophäe von Paris vom Regal, lief auf den Balkon und warf den Porzellanpokal auf die Einfahrt. Das Zeugnis seines größten Triumphs zerschellte in tausend Teile, Landis stand vor den Scherben seiner Laufbahn.
Er verfiel dem Alkohol, schluckte täglich 15 Schmerztabletten, wurde depressiv, seine Ehe scheiterte. "Für Selbstmord war ich nicht mutig genug", sagt er heute. Landis haderte damit, ob er nicht vielleicht doch das Schweigen brechen, das Doping eingestehen, das System offenlegen sollte, aber: "Ich war noch nicht bereit, mir ging es noch nicht dreckig genug." Die Komplizen von einst brauchten ihn derweil nicht mehr: Als er 2009 ein Comeback versuchte, schaffte er es nur in eine zweitklassige Mannschaft, alte Weggefährten wandten ihm den Rücken zu. Sollte er jetzt endlich reden? Wieder zögerte er.
Der Anstoß zum Wandel kam 2010, als er keine Einladung zur Tour of California bekam. Den Grund meinte ein Insider zu kennen, der sich bei Landis meldete. Armstrong persönlich, selbst im Teilnehmerfeld, habe sich dafür eingesetzt; er wolle schlechte Presse vermeiden, indem Doper Landis fernbleibe. Aus der Abneigung der beiden Männer war purer Hass geworden.
Für den Ausgebooteten ein Tiefschlag zu viel: Er verschickte Mails an Sportfunktionäre, in denen er Namen von Dopingbetrügern auflistete. Vertraute sich der US-Antidopingagentur Usada an. Und strengte einen Prozess an gegen Armstrong und die anderen ehemaligen Anteilseigner des Postal-Teams. Einer der Anklagepunkte: Missbrauch von Steuergeldern.
Der halbstaatliche Postkonzern hatte Armstrongs Entourage zwischen 2000 und 2004 mit mehr als 32 Millionen Dollar gesponsert, in der Annahme, Ehrenmänner zu unterstützen, keine Betrüger. Bei einem Schuldspruch hätte Armstrong im ungünstigsten Fall fast hundert Millionen Dollar zahlen müssen, der Ruin. Und Landis? Ihm hätten als Whistleblower bis zu 25 Prozent der Summe zugestanden. Denn die Klage basiert auf dem False Claims Act, einem Rechtskonstrukt aus Zeiten des amerikanischen Bürgerkriegs. Es erlaubt Privatleuten, als Informanten gegen Betrug oder andere kriminelle Machenschaften zulasten des Staates Klage einzureichen. Behalten sie recht, wird ihre Mithilfe prämiert.
Ein Rechtsstreit entbrannte, Armstrong leugnete zunächst alles, wie schon während seiner gesamten Karriere. Nun wurde es jedoch eng für den Sporthelden a.D. 2012 legte die Usada einen 202 Seiten dicken Bericht vor, darin standen die belastenden Aussagen von 26 Zeugen, davon 11 ehemalige Teamkollegen. Die Konsequenz: Armstrong wurde lebenslang gesperrt, seine sieben Tour-Titel wurden annulliert.
Der Radsportkönig war gebrochen. 2013 saß er bei Talkmasterin Oprah Winfrey und gestand den Betrug. Landis verfolgte die Sendung in New York: "Ich war besorgt, weil Lance die Ressourcen hat, um so einen Auftritt zu üben. Doch dann war er völlig unvorbereitet, es war katastrophal. Es wäre Armstrongs Chance gewesen, sich reumütig zu geben. Stattdessen wirkte er wie ein Arschloch." Nach der Hälfte der Show schaltete Landis den Fernseher ab.
In Leadville ist mittlerweile die Straße zugeschneit, Autos passieren im Schritttempo das Haus. Landis schaut noch einmal auf sein Handy. Da der Prozess ja nun anstehe: Gibt es keine Chance mehr auf eine außergerichtliche Einigung? Landis schmunzelt. Nun, sagt er, sein Anwalt habe ihm gerade geschrieben, die Sache sei durch. Nicht 100 Millionen, sondern 5 Millionen Dollar müsse Armstrong zahlen, knapp 1,1 Millionen erhalte er, Landis. Die müsse er versteuern, ein Teil gehe an seinen Anwalt, zudem habe er noch mehr als 400.000 Dollar offen aus einem anderen Strafverfahren. Vermutlich komme er bei null raus, sagt Landis und lacht. "Aber auf das Geld kam es mir eh nie an."
Es wird still im Zimmer, Zuhörer James ändert im Campingstuhl noch einmal die Sitzposition, das hört er nun auch zum ersten Mal. Was wollten Sie dann, Herr Landis? "Das System zu Fall bringen. Lance ist nicht das einzige Arschloch auf dieser Welt. Ich habe die Regierung eingeschaltet, damit alle anderen Fahrer und Mitwisser gezwungen waren, bei einer Vorladung die Wahrheit zu sagen." Doch damit, sagt er, sei er gescheitert.
"Bis heute hat sich nichts geändert, im Hintergrund sind weiter dieselben Leute aktiv wie früher." Landis leert sein letztes Bier des Nachmittags. Besonders augenscheinlich sei dies bei Team Sky, dem derzeit weltbesten Team um den unter Dopingverdacht stehenden Tour-Sieger Chris Froome. "Die fahren genauso schnell wie wir damals bei Postal. Wie kann das sein? Evolution braucht Milliarden Jahre, nicht zehn. Dass der Sponsor diese Mannschaft weiter unterstützt, ist mehr als lächerlich."
Gleichzeitig fände es Landis zu einfach, nur auf den Radsport zu zeigen. Der ganze Weltsport sei durchsetzt, und die Welt-Antidopingagentur Wada, die dies eigentlich bekämpfen sollte, erfülle nicht ihre Aufgabe der Fürsorge. "Wer Profisport betreiben will, sollte eigentlich vorab darüber informiert werden, was da passiert. Das Testsystem hinkt Jahrzehnte hinterher." Seine Augen suchen die Wand ab, als stünden dort Worte für das Elend, das er beschreiben möchte. "Das ganze System ist ein einziger Betrug und war nie dazu da, Doping zu stoppen. Die Wada ist nicht mehr als ein PR-Instrument für die Funktionäre, um sagen zu können: Schaut her, wir tun etwas. Aber sie tun nichts. Und es ist ihnen auch egal."
Landis schlägt sich auf den Oberschenkel. "Mensch, ich könnte mich den ganzen Tag darüber aufregen." Dann lacht er laut und hievt sich aus dem Sofa. "Gute Story, oder, James?", fragt er in Richtung des Campingstuhls. Yes, murmelt James durch seinen Bart, that's a fucking great story.
Im Video: SPIEGEL-Redakteur Thilo Neumann erzählt, wie schwierig es war, mit Floyd Landis in Kontakt zu treten.